Bremsen entlüften: So verbessert es die Fahrsicherheit
Funktionierende Bremsen sind überlebenswichtig, weil sie im Notfall die Kontrolle über das Fahrzeug sichern und Unfälle verhindern können – eine mangelhafte Bremsleistung gefährdet deswegen nicht nur Fahrer*innen, sondern alle Verkehrsteilnehmer*innen. Wenn Luft im System eingeschlossen ist, kann die Bremskraft nicht mehr effizient auf die Räder übertragen werden – die Bremssituation wird unsicher und gefährlich. Erfahren Sie in diesem Beitrag alles Wichtige über das Entlüften der Bremsen und wie dadurch die Fahrsicherheit verbessert werden kann.
Was bedeutet "Bremsen entlüften"?
Beim Entlüften der Bremsen wird gezielt jeglicher Lufteinschluss aus dem Bremssystem entfernt, da nur ein vollständig luftfreies System die Bremskraft zuverlässig und ohne Verzögerung übertragen kann. Die Bremsflüssigkeit leitet dabei den vom Bremspedal erzeugten Druck direkt an die Bremszylinder weiter. Während des Wechsels der Bremsflüssigkeit oder beim Austausch von Bauteilen kann jedoch Luft in das System gelangen. Auch undichte Stellen, verschlissene Dichtungen oder feine Poren in den Bremsschläuchen ermöglichen das Eindringen von Luft und Feuchtigkeit in das hydraulische System. Da Bremsflüssigkeit hygroskopisch ist (= die Fähigkeit, Flüssigkeit aufzunehmen), nimmt sie mit der Zeit Wasser auf. Bei hohen Temperaturen kann dieses Wasser verdampfen und Blasen bilden, die wie Lufteinschlüsse wirken und die Bremsleistung beeinträchtigen.
Hydraulischer Druck: Bremsflüssigkeit gegen Luft
Der Unterschied zwischen Bremsflüssigkeit und Luft im System ist entscheidend: Bremsflüssigkeit ist nicht komprimierbar – der Druck, der am Pedal entsteht, wird sofort und kraftvoll an die Bremsen weitergeleitet. Luft hingegen ist komprimierbar: Wird das Pedal betätigt, wird zunächst die Luft zusammengepresst, bevor überhaupt Druck an den Bremsen ankommt. Das führt zu einer verzögerten oder sogar ausbleibenden Bremswirkung, verlängert den Bremsweg erheblich und reduziert die Effektivität des gesamten Bremssystems.
Das Entlüften der Bremsen ist daher eine essenzielle Maßnahme, um sicherzustellen, dass der hydraulische Druck effektiv und verlustfrei übertragen wird – für volle Kontrolle und maximale Sicherheit beim Bremsen.
Anzeichen, dass die Bremsen entlüftet werden müssen
Schwammiges Bremspedal
Das Bremspedal lässt sich ungewöhnlich leicht oder „weich" durchtreten, der Widerstand ist geringer als gewohnt. Oft muss mehrmals gepumpt werden, damit eine ausreichende Bremswirkung erzielt wird.
Längerer Bremsweg
Das Fahrzeug kommt langsamer zum Stehen und benötigt spürbar mehr Strecke, um völlig zum Stillstand zu kommen. Die Reaktionszeit der Bremsen ist verzögert, was das Unfallrisiko erheblich erhöht.
Bremspedal sinkt durch beim Halten
Beim längeren Halten mit getretenem Pedal kann dieses allmählich immer weiter einsinken, was ein klares Warnsignal für Luft oder ein Problem im Bremssystem ist.
Ungleichmäßige Bremswirkung
Die Bremsen greifen nicht gleichmäßig, etwa bremst eine Seite stärker als die andere, wodurch das Fahrzeug beim Bremsen "zieht" oder schlecht kontrolliert werden kann.
Warnzeichen im Cockpit
Moderne Fahrzeuge zeigen Fehlfunktionen des Bremssystems oft mit Warnleuchten oder Fehlercodes im Cockpit an. Sinkt der Flüssigkeitsstand oder erkennt das System Undichtigkeiten, erscheint eine entsprechende Warnung. Tipp: Vergewissern Sie sich, bei Ihrer Werkstatt einen Kfz-Frühjahrscheck auszumachen!
Sicherheitsrisiken von nicht entlüfteten Bremsen
Verminderte Bremsleistung in kritischen Situationen
Lufteinschlüsse im Bremssystem verlängern den Bremsweg und sorgen dafür, dass die Bremsen langsamer oder mit weniger Kraft reagieren. Insbesondere bei Gefahrenbremsungen oder auf steilen Strecken kann dies zu einer kompletten Funktionsstörung oder gar zum Totalausfall der Bremse führen.
Erhöhte Unfallgefahr
In kritischen Momenten kann ein unzuverlässiges Bremssystem den Unterschied zwischen einem rechtzeitig gestoppten Fahrzeug und einem Unfall bedeuten. Ein plötzlicher Funktionsausfall, beispielsweise beim Aktivieren des ABS (Antiblockiersystem), ist aufgrund von Lufteinschlüssen besonders gefährlich und erhöht das Risiko von Verletzungen oder Sachschäden erheblich.
Mögliche Folgeschäden am Bremssystem
Luft und Feuchtigkeit im System können zu Korrosion, Schäden an Dichtungen, Kolben und Leitungen sowie zum Ausfall zusätzlicher Komponenten wie des ABS führen. Langfristig können die Reparaturkosten steigen und es entsteht weiterer Verschleiß, der eine komplette Überholung des Bremssystems notwendig machen kann.
Wann sollte man die Bremsen entlüften lassen?
Regelmäßige Wartungsintervalle
Idealerweise alle zwei Jahre zusammen mit dem Wechsel der Bremsflüssigkeit, da dabei leicht Luft ins System gelangen kann.
Nach Reparaturen am Bremssystem
Wenn Bremsbeläge, Bremsscheiben, Bremsleitungen oder andere Komponenten ausgetauscht wurden, ist eine Entlüftung notwendig, um Luftblasen zu entfernen.
Beim Wechsel der Bremsflüssigkeit
Da der Wechsel der Bremsflüssigkeit mit der Öffnung des Systems verbunden ist, muss danach immer entlüftet werden, um die volle Bremskraft wiederherzustellen.
Bei ersten Anzeichen von Problemen
Wenn sich das Bremspedal schwammig anfühlt, der Bremsweg länger wird oder das Pedal beim Betätigen durchrutscht, sollte unverzüglich entlüftet werden.
Wie Bremstechnologien das Autofahren sicherer machen
Optimale Bremskraft und Dosierbarkeit
Moderne Bremssysteme übertragen die Bremskraft präzise und unmittelbar, wodurch Fahrer*innen das Pedal fein dosieren können. Elektronische Systeme wie Brake-by-Wire ersetzen mechanische Verbindungen durch schnelle, elektronische Signale und verbessern so die Reaktionszeiten und die Pedalrückmeldung.
Kürzere Bremswege
Technologische Fortschritte, darunter Antiblockiersysteme (ABS) und elektronische Stabilitätsprogramme (ESP), sorgen dafür, dass die Räder auch bei starker Bremsung nicht blockieren und das Fahrzeug stabil bleibt. Dies führt zu deutlich verkürzten Bremswegen, insbesondere bei Notbremsungen und schwierigen Straßenverhältnissen.
Bessere Kontrolle in Notsituationen
Erweiterte Systeme wie Kurven-ABS passen die Bremskraft individuell an die Fahrsituation an, etwa auch in Schräglage, und ermöglichen so eine bessere Fahrzeugkontrolle. Fahrerassistenzsysteme können in kritischen Situationen automatisch bremsen oder den Bremsdruck optimieren.
Verlässliches Bremssystem bei allen Witterungsbedingungen
Neuere Bremssysteme sind so konzipiert, dass sie auch bei extremen Temperaturen, Nässe oder Eis zuverlässig funktionieren. Elektronische Steuerungen und modulierte Bremsdruckregelung gewährleisten sichere Verzögerung ohne Blockieren, selbst unter widrigen Bedingungen. Das kann spätestens beim Aquaplaning hilfreich sein.
Entlüften der Bremsen für maximale Fahrsicherheit
Das Entlüften der Bremsen ist eine entscheidende Maßnahme, um die volle Funktionsfähigkeit des Bremssystems sicherzustellen und damit die Fahrsicherheit erheblich zu verbessern. Luft im System kann die Bremskraft deutlich reduzieren, den Bremsweg verlängern und das Fahrverhalten unberechenbar machen. Regelmäßige Wartung, der rechtzeitige Wechsel der Bremsflüssigkeit und eine fachgerechte Entlüftung sind daher unerlässlich, um eine optimale Bremsleistung zu gewährleisten.