
Bergab fahren – das ist zu beachten
Ob malerischer Roadtrip über Österreichs Alpinstraßen, die Rückfahrt von der ausgiebigen Skitour oder einfach eine Fahrt durch hügeliges Gelände: Das Bergabfahren ist für viele Autofahrer*innen Alltag, für andere jedoch eine echte Herausforderung. Vor allem Fahranfänger*innen begegnen der ersten Talfahrt oft mit Respekt – und das ist auch berechtigt. Wer ohne die nötige Vorsicht oder mit falscher Technik unterwegs ist, gefährdet nicht nur die eigene Sicherheit, sondern auch das Fahrzeug durch erhöhten Verschleiß. In diesem Beitrag zeigen wir, worauf es beim Bergabfahren wirklich ankommt – und warum eine ruhige Hand am Lenkrad sowie vorausschauendes Fahren gerade in diesen Momenten entscheidend sind.
Warum bergab fahren besondere Aufmerksamkeit verlangt
Das Fahren in Gefällstrecken stellt deutlich höhere Anforderungen an Fahrzeug und Fahrer*in als das Fahren auf ebener Strecke, insbesondere in Bezug auf Fahrzeugkontrolle, Bremsverhalten und Sicherheit. Durch die Beschleunigungswirkung der Schwerkraft nimmt das Fahrzeug bergab von selbst an Geschwindigkeit zu – ganz ohne Zutun des Gaspedals. Um diesem Effekt entgegenzuwirken, bremsen viele Fahrer*innen verstärkt, wodurch sich ein zentrales Problem ergibt: Dauerbremsen führt über einen längeren Zeitraum zu einem erhöhten Verschleiß der Bremsbeläge.
Reiben die Bremsbeläge über längere Zeit intensiv an den Bremsscheiben, entwickelt sich Wärme. Wird diese Wärme nicht ausreichend abgeführt, erhitzen sich die Bauteile massiv. Im schlimmsten Fall kann dies zum sogenannten Fading führen – ein Zustand, bei dem die Bremswirkung nachlässt oder sogar fast vollständig ausfällt. Vor allem bei steilen oder langen Gefällestrecken kann dies zu einer ernsthaften Gefahr werden.

In welchem Gang sollte man bergab fahren?
Eine zentrale Regel beim Bergabfahren lautet: Immer einen niedrigen Gang wählen. Der Grund dafür ist die sogenannte Motorbremswirkung. Beim frühzeitigen Herunterschalten verzögert der Motor das Fahrzeug automatisch – ohne aktives Bremsen. So unterstützt Sie der gewählte Gang dabei, die Geschwindigkeit konstant zu halten oder auch kontrolliert zu verringern. Gerade auf langen Gefällestrecken ist das eine enorme Entlastung für die Bremsanlage. Eine hilfreiche Faustregel: Mit dem Gang, mit dem Sie den Berg hinauffahren, kommen Sie auch sicher wieder hinunter.
Generell sollte die Geschwindigkeit so gewählt werden, dass Sie möglichst wenig bremsen müssen, aber jederzeit sicher anhalten können. Wichtig: Auf keinen Fall im Leerlauf fahren, da sonst die Motorbremswirkung und damit die Kontrolle über das Fahrzeug verloren gehen kann!
SUV, Transporter & Co. – Fahrzeuggewicht berücksichtigen
Das Fahrzeuggewicht und der damit verbundene Einfluss auf die Bremswirkung spielt bei Bergabfahrten eine entscheidende Rolle. Je schwerer das Fahrzeug, desto mehr Energie muss abgebaut werden, um das Fahrzeug sicher abzubremsen.
Besondere Vorsicht ist geboten bei:
SUVs
SUVs haben aufgrund ihrer robusten Bauweise und des häufig verbauten Allradantriebs ein deutlich höheres Eigengewicht als herkömmliche Pkws. Zudem liegt der Schwerpunkt meist höher, was sich auf die Fahrdynamik auswirkt. Auf Gefällstrecken beschleunigen SUVs schneller als erwartet, was eine erhöhte Bremsleistung erfordert – moderne Assistenzsysteme wie ein Bergabfahrassistent können hier Unterstützung bieten.
Wohnmobile
Wohnmobile sind aufgrund ihrer Größe und Ausstattung meist sehr schwer, auch wenn sie nicht voll beladen sind. Hinzu kommt: Viele dieser Fahrzeuge basieren auf leichten Nutzfahrzeugplattformen, deren Bremsanlagen oft nicht für lange und intensive Bremsvorgänge ausgelegt sind. Wer bergab zu stark bremst, kann hier schnell an die Grenzen der Belastbarkeit stoßen.
Transporter/Kastenwagen
Ihr hohes Gewicht – oft in Kombination mit einer hohen Nutzlast – macht Transporter oder Kastenwagen auf Gefällestrecken zu einer besonderen Herausforderung. Dazu kommt der in der Regel erhöhte Schwerpunkt, der das Fahrverhalten zusätzlich beeinflusst. Bleibt die Geschwindigkeit zu hoch, verlängert sich der Bremsweg erheblich und die Belastung der Bremsanlage nimmt deutlich zu.
Fahrzeuge mit Anhänger
Auch beim Fahren mit Anhänger kommt es auf die richtige Technik im Gefälle an. Ein Anhänger erhöht nicht nur das Gesamtgewicht, sondern verändert auch das Fahrverhalten grundlegend: Die Schubkraft des Anhängers kann das Zugfahrzeug beim Bremsen zusätzlich nach vorne drücken – vor allem, wenn keine Anhängerbremse (Auflaufbremse) vorhanden ist.
Tipps für sicheres Bergabfahren auf einen Blick
Straßenbedingungen berücksichtigen
Vor jeder Fahrt bergab sollte die Beschaffenheit der Fahrbahn genau evaluiert werden. Winterliche Bedingungen wie Schnee, Nässe oder Laub können den Bremsweg verlängern und die Rutschgefahr deutlich erhöhen. Vorausschauendes Fahren ist daher besonders in engen Serpentinen oder auf unübersichtlichen Strecken unerlässlich.
Abstand halten
Ein ausreichender Sicherheitsabstand ist bei Gefälle noch wichtiger als auf gerader Strecke. Vorausfahrende Fahrzeuge könnten plötzlich langsamer werden, z. B. durch ein unerwartetes Hindernis. Wer genügend Abstand hält, hat nicht nur mehr Reaktionszeit, sondern kann auch sanfter und kontrollierter bremsen.
Fahrzeuggewicht beachten
Ein höheres Fahrzeuggewicht – etwa durch zusätzliche Ladung, Aufbauten oder den Betrieb mit Anhänger – erfordert deutlich mehr Bremskraft. Dadurch steigen auch die Anforderungen an die Fahrweise: Die Bremsen können bei längerer Belastung schneller überhitzen, und das Fahrzeug schiebt stärker nach. Deshalb: frühzeitig abbremsen, in niedrigen Gängen fahren und nicht auf die Bremsen als Dauerlösung verlassen.
Richtige Gangwahl
Bei Bergabfahrten sollte immer ein niedriger Gang gewählt werden – idealerweise der gleiche, den man auch bergauf gefahren wäre. Dadurch wird die Motorbremse aktiviert: Der Motor übernimmt einen Teil der Verzögerung, ohne dass die Bremsen permanent beansprucht werden.
Sinnvoll bremsen
Anstatt durchgehend leicht auf der Bremse zu stehen, sollte in kurzen, kräftigen Impulsen gebremst werden. So bleibt zwischen den Bremsungen Zeit, damit die Bremsanlage abkühlen kann.
Fazit: Mit dem richtigen Fahrstil kontrolliert ins Tal
Wie in vielen anderen Bereichen des Lebens gilt auch beim Fahren in Gefälle: Übung macht den/die Meister*in. Wer die Fahrzeugdynamik richtig einschätzt, die Motorbremse gezielt einsetzt und unnötiges Dauerbremsen vermeidet, sorgt nicht nur für mehr Sicherheit, sondern vermeidet auch vorzeitigen Verschleiß. Gerade bei schweren Fahrzeugen oder Gespannen gewinnt vorausschauendes Fahren an Bedeutung. Das Zusammenspiel von angepasster Geschwindigkeit, richtiger Gangwahl und situationsgerechtem Bremsverhalten macht den entscheidenden Unterschied – für eine sichere Fahrt und ein gutes Gefühl am Steuer.